1991 erhielt die schleswig-holsteinische Hochseeinsel Helgoland neue Einwohner; das erste Brutpaar Basstölpel "verirrte" sich auf den roten Felsen in der Nordsee - wie die Presse damals schrieb.
Die ersten Meeresvögel dieser Art trafen ihre Wahl sicherlich nicht nur aus Zufallsgründen, bauten sie doch danach bis heute eine Population von mehr als 1200 Paaren auf. Helgoland-Besucher suchen oft ganz gezielt die steile Felsenküste sowie die aus dem Meer ragende "Lange Anna" auf, um Basstölpel von März bis September in optimaler Nähe zu erleben. Die Vögel segeln im auflandigen Wind parallel zum Wanderweg im Oberland, nutzen ihre, dem in der Flügelspannweite dem Seeadler ähnelnden Schwingen, oder sie sitzen dann auf ihren aus Seetang, aber leider oft auch aus verlorengegangenen Resten aus Fischernetzen bestehenden Nestunterlagen, in denen sich die noch ungeschickten Jungvögel verfangen und sich so im jungen Alter zu Tode strangulieren können.
Basstölpel erreichen erst im fünften oder sechsten Lebensjahr die Geschlechtsreife und suchen sich dann einen Partner, mit dem sie ein Leben lang zusammen bleiben. Es wird stets nur ein einziges, bläulichweißes Ei in das Nest gelegt, und nach 40-tägiger, gemeinsamer Brutzeit wird der Jungvogel von den Altvögeln so gut versorgt, dass er beim ersten Verlassen der Brutwand bereits ein Kilogramm mehr wiegt als ein Elternteil - was auch notwendig ist, da die ersten und selbstständigen, nicht immer erfolgreichen Tauchgänge, Reserven fordern. Besonders beeindruckend ist der Nahrungserwerb der Tölpel; sie sind exzellente Stoßtaucher, indem sie aus einer Höhe von bis zu vierzig Metern mit angewinkelten Flügeln nach angepeilten Fischen tauchen - mit erlerntem Wissen der dabei notwendigen Berechnung des Brechwinkels durch das Wasser - erstaunlich !
Mit dem Fliegen, Segeln und Tauchen verfügt der Basstölpel über elegante Eigenschaften, das Landen sieht ein bisschen ungeholfen aus, und durch solche Beobachtungen ist wohl auch der Name "Tölpel" entstanden. Neben Helgoland findet man in Europa auf den isländischen und schottischen Felseninseln, auf den anglonormannischen Kanalinseln, in der Bretagne und in Norwegen Kolonien von Basstölpeln. Ein Erlebnis war der Besuch einer Beobachtungshütte für Vogelbeobachter ( "Hide" ) an der schottischen Ostküste, in der wir eine Live-Video-Übertragung des Brutgeschehens auf der zwei Kilometer entfernten Felseninsel "Bass Rock" verfolgen konnten.
Das heute mit beeindruckenden, rund 75 Tausend Brutplätzen der Basstölpel besetzte Naturschutzgebiet, soll seit Jahrhunderten bestehen und diente in der Mitte des 12. Jahrhunderts bereits als Nahrungsquelle für die ansonsten fischende Küstenbevölkerung. Im Volksmund wird dieses Eiland an der Mündung des Firth of Forth nur "The Bass" genannt - und so erhielt unser Vogel seinen kompletten Namen.
Foto ( Christian Garleff, Hamburg ) : Im Aufwind segelnder Basstölpel
Foto ( Dr. Rolf Gaue, Insel Poel ) : Gesellige Brut auf Helgoland
Holger Jürgensen