Als der Schreiberling eine Tablette gegen seine Rückenbeschwerden einnahm, wandte er seinen Blick auf die Packung und den Beipackzettel - Diclofenac sei ein schmerzstillendes und entzündungshemmendes Arzneimittel.
Und dann erinnerte er sich an einen Pressebeitrag, der die "Geierkrise" in den neunziger Jahren in Asien beschrieb. Innerhalb von gut zehn Jahren starben in Indien über neunzig Prozent der dort zu Hunderttausenden beheimateten Bengal-, Langschnabel- und Dünnschnabelgeier. Es dauerte nicht lange, bis indische und auch englische Biologen die Ursache herausgefunden hatten : Die Vögel hatten sich mit Diclofenac vergiftet, einem dort ausgesprochen preiswürdigen Medikament, mit dem in Indien die heiligen Kühe gegen Gicht behandelt wurden. Die Rinder werden wegen einer - aus unserer Sicht irrationalen Ideologie - bekanntlich nicht geschlachtet, aber ihre Kadaver auf sogenannten Bestattungstürmen den Geiern zum Fraß "offeriert" - ähnlich dem ehemaligen Bestattungsritus der Parsen im Iran.