Mit Aristoteles, der von 384 bis 322 v. Chr. lebte, und mit Kaiser Friedrich II., der um 1260 das vatikanische Manuskript "De arte venandi cum avibus" ( Die Kunst, mit Vögeln zu jagen ) verfassen ließ, wurde erstmalig vogelkundliche Geschichte geschrieben. Die bereits damals am Rande einer Wissenschaft erhobenen Ornithologie hat aber auch unnötige und herbe Rückschläge erlitten. Herausragend negativ hat sich auf diesem Gebiet der Leibarzt des englischen Königs Karl II. hervorgetan, ein Doktor Walter Charleton, der im Jahre 1668 daran ging, alle Vögel systematisch zu ordnen, unverständlicherweise auch solche, die ihm nur aus der Literatur bekannt waren.
Seit vielen Jahren erfreut Holger Jürgensen die Leserinnen und Leser des Ostholsteiner Anzeiger mit seiner ornithologischen Kollumne "Vogelkunde AKTUELL". Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen seiner neusten Beiträge über die spannende Welt der Vogelkunde.
Sie gehören zu den unauslöschbaren Erinnerungen an unbelastete Schulferien auf einem Bauernhof, wenn der Terzianer mit dem Einspänner auf dem von Knicks umsäumten Sandweg zur Koppel fuhr - die sommerlichen Rufe und Gesänge der Goldammer. Bei späteren abendlichen Vogelstimmenkursen lehrte man uns, ihrem Gesang die ähnlich klingenden Worte "wie wie wie wie hab`ich dich lieb" zu geben - wobei das letzte Wort tief und langgezogen beginnt, um dann klangvoll ansteigend zu enden.
Auch den "volksmundlichen" Engländern ist dazu etwas eingefallen : Sie imitieren den Gesang ihres Yellowhammers mit "little bit of bread and no cheese". Etwas derber ist so ein Spruch aus dem Oldenburgischen überliefert, wo man den Goldammergesang mit "ick schiet in`n Buur sien Schün" beschrieb .........
Chinesische archäologisch arbeitende Forscher behaupten, dass unsere Vögel vor 120 Millionen Jahren ihre Zähne "verloren haben" - selbstverständlich im Rahmen einer unendlich langen Zeit der Evolution - und dass dieser Vorgang mit der Möglichkeit einherging, sich nicht nur mehr von Fleisch und Früchten, sondern auch interessanterweise von Samen und Körnern zu ernähren. Dies alles sei auch nur vor dem Hintergrund des damaligen dramatischen Erdgeschehens zu verstehen - z. B. Meteoriteneinschläge als besonders stark verändernde Eingriffe in alles Leben - so die Wissenschaft.
Welche Funktion liegt diesem auffälligen Verhalten unserer Vögel und welcher körperliche Mechanismus zugrunde ? Der an der Ruhr-Universität Bochum forschende und lehrende Professor Reinhold Necker hat sich mit unserer Frage ausführlich beschäftigt.
Da geht es in erster Linie um die Notwendigkeit, auf einem Bein das Gleichgewicht halten zu können. Wir wissen, wie wichtig diese Fähigkeit vor der Einschulung unserer Kinder ist - auf einem Bein balancieren und hüpfen können sind positive Zeichen einer ausreichenden motorischen Entwicklung. Unser Körper ist jedoch im Gegensatz zum Vogel vertikal und nicht horizontal zur Schwerkraft ausgerichtet, was unseren gefiederten Freunden eine "aufwändige Gewichtsregulierung" abfordert, die ihnen jedoch keine besonderen Kräfte abverlangt, da diese Körperstellung nur durch die gezielte Beugung seines Oberschenkels bewirkt wird.
Bei dem Versuch, sich dem Wort "Watt" sprachlich zu nähern, stoßen wir im Niederdeutschen auf "Stelle, die sich durchwaten lässt". Schleswig-Holsteiner als Bewohner eines Landes zwischen den Meeren kennen diese flache Gezeitenküste sehr gut, die täglich zweimal überflutet wird und dann wieder "trocken"-fällt. Was produziert eigentlich das Außendeichgebiet unserer mitteleuropäischen Westküste, dass dieser Naturraum so interessant und erhaltensnotwendig für unsere Vogelwelt ist - für jährlich 500.000 Brutvögel mit 25 Arten und zehn bis zwölf Millionen rastender und ziehender Geflügelter mit 75 Arten auf der Strecke zwischen den Niederlanden über Schleswig-Holstein bis an die Nordspitze Dänemarks ?